DIAGNOSTIK – Parameter der Stuhluntersuchung auf einen Blick
Bestimmung des Stuhl-pH – sauer oder basisch? Den Boden bereiten für gewünschte Kulturen
Der sogenannte pH-Wert ist von entscheidender Bedeutung für die Ansiedelung gewünschter Kulturen. Wir brauchen ein saures Milieu im Dickdarm sonst fühlen sich Lactobazillen, Bifidobakterien & Co nicht wohl. Wir können sie substituieren, aber sie vermehren sich nur, wenn das Milieu sauer ist. Normal gilt ein pH- Bereich von 5,5 bis 6,5 also mäßig sauer. Unsere gewünschten Kulturen sind in der Regel säureliebend und werden sich in einem basischen Milieu von Gärung und Fäulnis ganz sicher nicht entwickeln und vermehren, auch wenn wir für lange Zeit Probiotika einnehmen. Die für den Schutz und die Ernährung der Schleimhautzelle so wichtige Buttersäure wird beispielsweise auch nur in einem sauen Milieu gebildet.
Florastatus/ Mikrobiomanalyse
Beim Florastatus wird untersucht, wie die Darmflora zusammengesetzt ist. Die Fäulnisflora (Eiweißspaltende Flora) und die Säuerungsflora (Protektive Flora) wird analysiert.
Hefen/ Schimmelpilze
Pilze sind prinzipiell kein Bestandteil der physiologischen Darmflora, werden aber täglich über die Nahrung aufgenommen. Bei einem geschwächten Immunsystem (Tumorpatienten, Diabetiker) oder bei einem instabilem Darmmilieu kann aus einem passageren Durchwandern, eine opportunistische Pilzbesiedelung werden. Eine Pilzbesiedelung ist häufig nur ein sekundäres Geschehen, also die Folge eines geschwächten darmassoziierten Immunsystems oder einer Schwermetallbelastung.
Zur genauen Abgrenzung gibt es sensitive Marker wie das D-Arabinitol im Urin, um ein übermäßiges intestinales Hefewachstum zu diagnostizieren – dann findet eine antimykotische Therapie statt. Ansonsten werden eher milieustabilisierende (Candida-verdrängende) Maßnahmen eingeleitet.
Die Ursachen erhöhter Verdauungsrückstände finden
Ist die Verdauungsleistung beeinträchtigt, kann es zu Nährstoffmangel kommen. Ursache können eine Pankreas-Insuffizienz oder ein Mangel an Gallensäuren sein. Bauen Darmbakterien verstärkt Proteine ab, entstehen hepatotoxische Stoffe.
Der nächste wichtige Schritt ist die Bestimmung der Verdauungsrückstände. Können Nahrungsbestandteile nämlich nicht richtig aufgespalten werden, landen sie unverdaut im Dickdarm und können dort zum Wachstum unerwünschter Bakterien führen, die dann gastrointestinale Beschwerden machen. Eine verminderte Verdauung hat auch zur Folge, dass wichtige Nährstoffe nicht aufgenommen werden.
1.Unzureichende Aufspaltung der Nahrung – Maldigestion durch Mangel an Verdauungssäften
Magensäuremangel
Gallensäurenmangel
Enzymmangel
Die Ursache unzureichender Nährstoffspaltung kann der Mangel an Magensäure sein. Ein Magensäuremangel kann verursacht sein durch Medikamente, sogenannte Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol oder Omeprazol, aber auch durch eine verminderte Produktion der Magensäure, was im Alter häufig vorkommt. Stress, Entzündungen der Magenschleimhaut und Infektionen mit Helicobacter pylori sind weitere Ursachen für eine verminderte Magensäureausscheidung (Hypoazidität). Auch wiederholt auftretendes Sodbrennen schließt eine Hypoazidität des Magens nicht aus!
Eine weitere Ursache erhöhter Verdauungsrückstände kann eine verminderte Gallensäureausscheidung sein oder ein Mangel an Verdauungsenzymen. Verdauungsenzyme werden von der Bauchspeicheldrüse hergestellt und sorgen für die Aufspaltung von Eiweißen (Proteasen), Fetten (Lipasen) und Kohlenhydraten (Amylasen).
2.Unzureichende Resorption der Nahrung – Malabsorption
Eine weitere Ursache für erhöhte Verdauungsrückstände kann eine reduzierte Aufnahme über den Darm sein. Die Hauptfaktoren für eine verminderte Resorption und Aufnahme sind Entzündungen und Schädigungen der Darmschleimhaut, aber auch:
Nahrungsmittelallergien IgE
Glutenintoleranz
Laktose- und Fruktoseintoleranz
Histaminintoleranz
Permeabilitätsmarker des Darmepithels (Leaky Gut)
Alpha-1-Antitrypsin
Alpha-1-Antitrypsin ist ein Akut-Phase-Protein und kommt normalerweise im Blut vor, tritt aber bei nicht intakter Schleimhautbarriere vermehrt ins Darmlumen über. Vermehrter Nachweis von Alpha-1-Antitrypsin deutet auf einen intestinalen Eiweißverlust hin (Leaky Gut). Es spiegelt den Entzündungszustand der Darmwand. Erhöhte Werte gibt es auch bei Nahrungsmittelallergien und Glutenintoleranz. Er stellt einen wichtigen Parameter zur Verlaufskontrolle bei M. Crohn und Colitis Ulcerosa dar.
Zonulin
Das Zonulin reguliert die tight junctions, dies sind dichte Verbindungen der Darmwand. Sie sorgen dafür, dass die Darmbarriere intakt bleibt. Das Zonulin reguliert den Austausch von Flüssigkeit, Makromolekülen und Leukozyten zwischen dem Blutstrom und dem Darmlumen. Das freigesetzte Zonulin verringert die Produktion von Tight-Junction-Proteinen und erhöht so die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut. Außerdem induziert es eine T-Zell-vermittelte Schleimhautentzündung und steuert die Transmigration von Immunzellen aus dem Darm in die Gelenke. Es ist ein geeigneter Marker, um die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut zu messen.
Frühmarker für Autoimmunkrankheiten (Rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis)
Gallensäuren
Die Gallensäuren emulgieren das Nahrungsfett und ermöglichen dessen Spaltung. Außerdem unterstützen sie die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K.
Ursache eines Gallensäuremangels ist oft ein Gallensäure-Verlust-Syndrom, bei dem die Rück-Resorption der Gallensäuren im terminalen Ileum gestört ist. Beim dem sogenannten Gallensäureverlustsyndrom kann es durch die beeinträchtigte Wiederaufnahme von Gallensäuren im Dünndarm zu einer Funktionsstörung kommen mit Durchfall, Blähungen und Fettstühlen mit der Folge möglicher Vitamin- und Fettsäuremängel.
Pankreas-Elastase
Die Enzyme der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) spalten Proteine, Kohlenhydrate und Fette im Darm. Eines der proteinspaltenden Enzyme ist die Pankreatische Elastase 1. Da sie unverändert von Verdauungsprozessen in den Stuhl gelangt, dient sie als Marker für die Menge der Verdauungsenzyme, die die Bauchspeicheldrüse insgesamt freisetzt.
Ist die Konzentration der Pankreas-Elastase im Stuhl erniedrigt, zeigt das eine Pankreasinsuffizienz und damit eine Maldigestion (verminderte Verdauung) an. Der Pankreas-Insuffizienz kann eine akute oder chronische Pankreatitis zugrunde liegen.
Biomarker der Schleimhautabwehr
Sekretorisches Immunglobulin A sIgA
Das sekretorische Immunglobulin A (slgA) gibt Rückschlüsse über den Zustand des darmassoziierten Immunsystems und weist auf eine gesteigerte Abwehrleistung der Darm-Mukosa hin, um zum Beispiel Infektionserreger zu bekämpfen, eine Fehlbesiedlung des Darms zu regulieren oder Nahrungsmittelallergene abzuwehren. Im Darm schützt slgA das Epithel vor bakteriellen Toxinen und Infektionserregern und hilft, ein Eindringen der physiologischen Darm-Mikrobiota in das Darm-Epithel zu verhindern. slgA bindet auch an Nahrungsmittelbestandteile und trägt damit zur oralen Toleranz bei. Bei rezidivierenden Infekten der Schleimhäute, bei Atopien und bei humoralen Immundefekten wie selektivem lgA-Mangel ist das slgA vermindert. Erhöhtes slgA weist auf eine gesteigerte Abwehrleistung der Darm-Mukosa hin.
Beta-Defensin-2
Der Biomarker β-Defensin 2 weist die Fähigkeit der Darm-Schleimhaut nach, Erreger, Antigene und Schadstoffe abzuwehren. Es ist ein körpereigenes Antibiotikum vom Darm selbst gebildet. ß-Defensine sind antimikrobielle Stoffe, die die Schleimhaut bei Infektionen, Colitis ulcerosa verstärkt freisetzt. So schützt sich das entzündete Darmepithel vor weiteren mikrobiellen Angriffen.
Bei Colitis ulcerosa sind die ß-Defensin-2-Werte stark erhöht, beim Reizdarm-Syndrom dagegen nur leicht, was der eher geringfügigen Entzündung des Krankheitsbildes entspricht. Bei Morbus Crohn mit Dickdarmbefall haben die Patienten erniedrigte ß-Defensin-2-Werte, weil sie weniger und zum Teil mutierte Gene für die ß-Defensin-2-Produktion besitzen.
Entzündungsmarker
Calprotectin
Calprotectin dient als Nachweis für akut entzündliche Prozesse. Er ist ein wichtiger sensitiver Verlaufsparameter bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Calprotectin ist Bestandteil von neutrophilen Granulozyten (Leukozyten) und gibt das Ausmaß der entzündlichen Reaktion im Darm an. Der calprotectin- Wert ermöglicht die Differenzierung zwischen entzündlichen Erkrankungen und funktionellen Beschwerden (Reizdarmsyndrom, Allergien, NM-Unverträglichkeiten)
Lysozym
bei akuten und chronisch entzündlichen Erkrankungen erhöht
PMN-Elastase
Entzündung der Darmschleimhaut
Eosinophiles Protein X (EPX)
Das Eosinophile Protein X wird aus eosinophilen Zellen freigesetzt und ist erhöht bei allergischen Erkrankungen z. B pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien (Kreuzallergien) oder Parasiten.
Lactoferrin
Lactoferrin korreliert mit der Infiltration der intestinalen Schleimhaut mit Granulozyten und zeigt generell das Vorhandensein und das Ausmaß der Entzündung an. Der Wert dient der Differenzierung zwischen Entzündung und Reizdarmsyndrom.
Blutungen im Darm
Hämoglobin:
Hämoglobin dient als wichtiger Nachweis für versteckte Blutungen im Darm und gibt Hinweis auf Tumore, aber auch auf Hämorrhoiden.
Histamin im Stuhl
Die Darmflora (Histaminbildner wie E.coli, Morganella, Hafnia, Klebsiella) können für die Bildung klinisch relevanter Histaminkonzentrationen im Darmlumen verantwortlich sein. Im Rahmen eiweißreicher Zersetzungsprozesse wird von den zur Histaminbildung befähigten Keimen, das in Nahrungs- oder ggf. Entzündungseiweiß enthaltene Histidin, durch Decarboxylierung in Histamin umgewandelt. In Abhängigkeit der Histaminkonzentration kann es zu Symptomen im Sinne einer Histaminunverträglichkeit wie Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Bluthochdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Menstruationsbeschwerden, Gelenkschmerzen, Erschöpfungszuständen, Müdigkeit und Schlafstörungen bis hin zu Asthmaanfällen kommen. Auch IgG4-vermittelte Nahrungsmittelunverträglichkeiten können unter bestimmten Voraussetzungen zu einer Histaminfreisetzung führen.
Eine gleichzeitige Bestimmung von DAO-Aktivität und Histamin im Stuhl erlaubt wichtige differential-
diagnostische Hinweise in der Unterscheidung von Histaminintoleranz und Nahrungsmittelallergie.